Anzeigen IM BA

Topthema

Urbane Umgestaltung zu Schwammstädten

Anfang Juni 2013 überfluteten Flüsse in weiten Teilen Bayerns Siedlungen und Verkehrswege und verursachten Schäden in Höhe von rund 1,3 Mrd. Euro. Durch die Auswirkungen des sich immer deutlicher abzeichnenden Klimawandels ist in Zukunft vermehrt mit weiteren (Hoch-)Wassergefahren zu rechnen, z.B. bei lokal auftretenden Starkregenereignissen, hohen Grundwasserständen oder Überlastungen von Kanalisation und Kläranlagen.

Auf der anderen Seite des Klimawandels stehen jährlich neue Hitzerekorde und Dürreperioden in den Sommermonaten. Auch in Bayern sind in den letzten Jahren sinkende Grundwasserspiegel, austrocknende Wälder und sengende Sommerhitze zu beobachten. Im städtischen Bereich können durch hohe Bebauungsdichte und -höhe sowie bei zu geringem Begrünungsanteil bzw. hoher Versiegelung Urban Heat Islands (Wärmeinseln) entstehen – mit entsprechenden Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, insbesondere für die ältere Bevölkerung.

Klimaanpassungsmaßnahmen im Bereich der Wasserwirtschaft sind daher zwingend erforderlich, um den zukünftigen Herausforderungen von Extremwetterereignissen begegnen zu können. Neben klassischen Hochwasserschutzmaßnahmen gewinnt die kreislauforientierte Stärkung des Wasserhaushalts, d.h. Rückhalt bei Regen, Speicherung und Abgabe bei Trockenheit, als Vorsorgemaßnahme zunehmend an Bedeutung.

Prof. Dr. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Fotograf: Tobias Hase
Prof. Dr. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Fotograf: Tobias Hase

„Die Natur verhält sich immer natürlich. Wenn wir im Einklang mit der Natur leben würden, dann wären die meisten Naturkatastrophen vermeidbar. Planerinnen und Planer sollten daher nach dem AWA-Prinzip planen: „1. Ausweichen, 2. Widerstehen, 3.Anpassen“. Wichtig ist daher auch, dass in gefährdeten Gebieten keine neuen Siedlungsgebiete ausgewiesen werden und dringend systemische Risiko- und Resilienzanalysen zur Verbesserung des Schutzes von Menschen und Kritischen Infrastrukturen durchgeführt werden, um der Bevölkerung und Politik die Risiken greifbarer vor Augen zu führen.“

Prof. Dr. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau

Die Verbändekooperation „wassersensibles Planen und Bauen“, bestehend aus der Bayerischen Architektenkammer, der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, dem Bayerischen Handwerkstag und dem DWA Landesverband Bayern, fordert nachdrücklich, unsere Siedlungen zu Schwammstädten umzubauen.

Wasserressourcen sollen in möglichst naturnahen Kreisläufen und Systemen erhalten werden. Eine klimaangepasste Orts-, Stadt- und Regionalentwicklung mit geringer Flächenversiegelung und starken Grünstrukturen, d.h. ausreichend Flächen für Wasser und Pflanzen, dient der Vorsorge gegen Klimaextreme, trägt zum Schutz von Natur, Vegetation, Grundwasser und Wasserhaushalt bei und schafft lebenswerte Lebensräume für den Menschen. Eine intelligente Überlagerung von Flächennutzungen, die sogenannte Multicodierung von Räumen, schafft wertvolle Synergieeffekte.

Architekten und Ingenieure sind gefordert, gemeinsam die Stadtplanung und den Stadtumbau anzugehen, während die Kommunen aufgefordert sind, ihre eigenen Vorsorgeplanungen im Bereich des Hochwasserschutzes und der Hitzevorsorge kritisch zu überprüfen und bei Neubauprojekten und im Bereich der Gebäudesanierung verstärkt auf den Einsatz von grün-blauen Infrastrukturbausteinen zu achten und diese umzusetzen. Die Politik muss alle bei dieser Aufgabe durch entsprechende Gesetzgebung, verstärkte Informationsvermittlung und vor allem durch Anreize durch finanzielle Förderung unterstützen.

www.schwammstadt.bayern