Zukunft der Kalksandsteinindustrie
Automatisierung, Robotik, Additive Fertigung oder Industrie 4.0 sind die Schlüsselbegriffe der aktuell dynamischsten und wachstumsstärksten Innovationsbereiche mit erheblichen Auswirkungen auch in die Bau-, Baustoff- und speziell in die Kalksandsteinindustrie. Welche Chancen und Herausforderungen sich in den unterschiedlichen Themengebieten für Kalksandsteinproduzenten und Zulieferbetriebe ergeben, wo die Lehre in Deutschland steht und unterstützen kann und welche praktische Erfahrungen bereits vorliegen, sind Themen, die im Rahmen eines Technologie- und Forschungssymposiums der Kalksandsteinindustrie Anfang Juni in Hannover behandelt wurden.
„Eine anwendungsnahe Umsetzung dieser Technologien ist einer der wesentlichsten Motoren zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in der produzierenden Industrie. Die Kalksandsteinindustrie greift diese Potenziale daher hier in diesem Symposium auf“, sagt Bernhard Göcking, im Vorstand des Bundesverbands Kalksandsteinindustrie e.V. (BV KSI) für den Bereich Forschung zuständig, in seiner Eröffnungsrede des Symposiums.
Im ersten Teil erhielten die Symposiumsteilnehmer einen Einblick in die vier Schlüsselbereiche der kommenden Technologien und Innovationen. Die Impulsvorträge wurden von renommierten Experten in ihren jeweiligen Fachgebieten gehalten.
So stellte Prof. Dr.-Ing. Peter Schuderer von der Hochschule Ingolstadt die Chancen und Herausforderungen von Industrie 4.0 für die Kalksandsteinindustrie vor. Dass der 3D-Druck nur ein Teil der additiven Fertigung ist und welche Möglichkeiten hier für den Bausektor infrage kommen würden, berichtete Dr.-Ing. Stefan Kleszczynski von Universität Duisburg-Essen. Prof. Dr.-Ing. Eric Brehm von der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft führte die Teilnehmer anschließend auf die Baustelle der Zukunft. Er zeigte Möglichkeiten auf, wie die Robotik künftig die Arbeiten von Maurern übernehmen könnte. Im Hinblick auf den bestehenden Fachkräftemangel könnte dieser Weg eine realistische Alternative sein.
Modulares Bauen wird vor allem von der Politik in der aktuellen Wohnungsbaudiskussion häufig genannt. Passend dazu referierte Tobias Riffel über seine Erfahrungen mit Fertigmauerwerk aus Kalksandstein. Riffel ist Geschäftsführer der Rimatem GmbH und Riffel Bau und Fertigteile GmbH. Unternehmen, die auf die Produktion von Mauerwerkstafeln und deren Anlagen spezialisiert sind.
„Die Impulsvorträge sind wichtig, um alle Teilnehmer auf einen gemeinsamen Stand zu bringen. Aber wir sind in der Kalksandsteinindustrie natürlich bereits tätig und starten nicht erst jetzt in die Zukunft. Wir beteiligen uns zum Beispiel mit vier renommierten Partnern aus Forschung, Lehre und Industrie an einem Forschungsvorhaben zur Entwicklung von Seilrobotern für die Erstellung von Kalksandstein-Mauerwerk auf der Baustelle“, sagt Jan Dietrich Radmacher, Mitglied im BV KSI-Vorstand.
MSc. Roland Boumann von der Universität Duisburg-Essen, einer der Projektpartner, gab den Symposiumsgästen anschließend einen Überblick über das aktuelle Forschungsvorhaben und zeigte ebenso weitere Perspektiven für den Einsatz von Leichtbau-Seilrobotern im Bau auf.
Nach der Mittagspause begann der praktische Teil der Veranstaltung. Die mitgenommenen Impulse aus den zuvor gehörten Vorträgen konnten die Teilnehmer im Workshop-Format „World-Café“ vorbringen und gemeinsam mit den Experten und Referenten diskutieren. Jedes der vier Themen vom Vormittag bekam einen eigenen Workshop und jede Gruppe durchlief jeden Workshop. Charakteristisch für ein World-Café ist, dass jede Gruppe inhaltlich da ansetzt, wo die vorige aufgehört hat. So gibt es keine doppelten Inhalte und es entsteht ein qualitativ hochwertiges Ergebnis.
In den Bereichen Industrie 4.0, Mauerwerksroboter und Fertigmauerwerk aus Kalksandstein sehen die Teilnehmer Chancen für eine Weiterentwicklung in der Kalksandsteinindustrie und haben in den verschiedenen Workshops auch bereits einzelne Ideen entwickelt.
„Nun gilt es alle Ergebnisse zusammenzufassen, zu analysieren und eine Marschroute für die nächsten Jahre aufzustellen. Im World-Café wurden auch schon konkrete Bedarfe und Bereiche genannt, die über unsere Forschungsvereinigung Kalk-Sand e.V. weiter beleuchtet werden können“, so Roland Meißner, Geschäftsführer des BV KSI und der Forschungsvereinigung Kalk-Sand e.V. „Insgesamt war die Veranstaltung ein voller Erfolg. Der Austausch mit Vertretern aus der Industrie, Lehre und Forschung war an dieser Stelle immens wichtig, um für die Zukunft noch besser gewappnet zu sein.“