Die Transformation von osma zum Spezialisten für den Wohnbau-Aufzug
osma, einer der traditionsreichsten Aufzugherstellern Deutschlands, wagt einen radikalen Wandel: vom Einzelstück zur Plattform, vom Werkbankprinzip zur Systemarchitektur. Im Interview spricht der Leiter Forschung und Produktentwicklung, Dr. Ralf Weber, unter anderem über die technische Entwicklung beim Aufzughersteller und die Herausforderungen bei der Umstellung auf Configure-to-Order.
INTERVIEW
Rolf Mauer: osma blickt auf über 100 Jahre Maschinenbaugeschichte zurück. Welche technischen Meilensteine haben das Unternehmen besonders geprägt?
Ralf Weber: Transformationsprozesse gehören bei uns seit jeher zur Unternehmensgeschichte: osma hat sich seit der Gründung 1919 vom Maschinenbau-Generalisten zum reinen Aufzugspezialisten in den 1950er-Jahren gewandelt. 1998 brachte das Unternehmen die patentierte Antriebslösung Futura 3000 in den Markt und war damit einer von zwei Wegbereitern des maschinenraumlosen Seil-Aufzugs, dem heutigen Standard in der Branche.
Anfang der 2000er Jahre entwickelte osma dann eine eigene busorientierte Mikroprozessorsteuerung (BMPS), mit der es die Aufzüge unabhängig vom Markt kundenspezifisch und flexibel ausrüsten konnte. Im gleichen Zeitraum steuerte das Unternehmen Aufzüge via Datenfernübertragung von Osnabrück aus – z.B. Aufzüge, die es zuvor im Rahmen eines Joint Ventures und Technologietransfers nach China geliefert hatte.
Bereits 2012 setzten wir einen einmaligen Markstandard für den Schallschutz in Gebäuden mit patentierten schallisolierten Befestigungen von Aufzugführungsschienen. Auch war osma stets darauf bedacht, seine Aufzüge ästhetisch ansprechend zu gestalten – im gleichen Jahr wurde dieses Bestreben mit dem red dot design award“ in der Kategorie „product design“ honoriert.
Seit dem Markenrelaunch im Jahr 2024 – dem größten Meilenstein der Unternehmensgeschichte – haben wir die gesamte Produktvielfalt durch die speziell für den Wohnbau entwickelte, modulare Aufzugplattform „osma 1“ ersetzt.

Rolf Mauer: Welche technischen Entwicklungen prägen diesen neuen Aufzug?
Ralf Weber: Mit seiner Schallschutztechnologie, dem oSnooze System, ist der osma 1 nicht nur der leiseste Aufzug der Welt, er ist auch ein echtes Raumwunder. Dank des optional integrierbaren Transportsystems für Fahrräder, dem oBike Riser, lassen sich mit ihm selbst schwere E-Bikes mühelos durchs Gebäude transportieren – wohlgemerkt, in einer Standard-Aufzugkabine, in der ein Erwachsenenrad regulär nicht hineinpasst.
Außerdem ist der osma 1 bereits in der Standardausführung 100 % barrierefrei nach DIN EN 81-70. Seine oForever Walls sind das beste Kabinenwandmaterial auf dem Markt, nicht nur in ästhetischer Hinsicht. Im Gebrauch sind sie auch extrem widerstandsfähig, langlebig und einfach zu reinigen – selbst Permanentmarker lassen sich ohne Chemie, nur mit Wasser und Schwamm mühelos entfernen.
Auch unsere Transportverpackung, die oTomorrow Box, setzt neue Maßstäbe. Sie schützt unsere Aufzüge auf der Baustelle nicht nur vor Witterung und Diebstahl, sondern wird danach gleich wiederverwendet – ein echtes Plus für Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft.
Und dank unserer selbst entwickelten IoT-Lösung oSkyrope überwacht sich unser Wohnbauaufzug 24/7 selbst. Anomalien werden frühzeitig erkannt und behoben, sodass die Verfügbarkeit des Aufzugs für die Bewohner von Wohngebäuden maximiert wird.
Alle diese Entwicklungen sind voll auf die Bedürfnisse des Wohnbaus fokussiert.

Rolf Mauer: Mit Entwicklungen wie dem Futura 3000 oder der PBMPS hat osma früh eigene Technologien gesetzt. Welche Rolle spielte Eigenentwicklung in der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens?
Ralf Weber: osma hatte sich früh dazu entschieden, für die individuellen Bedürfnisse der Kunden auftragsbezogen jeweils die beste technische Lösung zu bieten. Dieser Anspruch hat folgelogisch zur Entwicklung eigener Technologien geführt.
Letztendlich haben diese Technologien osma zu dem gemacht, was es heute ist – dem zweitgrößten mittelständischen, d.h. konzernunabhängigen Aufzugunternehmen Deutschlands, mit über 20.000 servicetechnisch betreuten Aufzügen.

Rolf Mauer: Die Fertigungstiefe bei osma lag lange bei rund 90 Prozent. Wie haben Sie diese technische Souveränität strategisch genutzt – und warum haben Sie sich bewusst davon verabschiedet?
Ralf Weber: Die Hand-in-Hand-gehende Souveränität von Technik und ihrer Produktion war lange Zeit das zentrale Betriebssystem des Geschäftsmodells von osma und Wegbereiter des bisherigen Erfolgs. Allerdings wurde in den letzten Jahren zunehmend deutlich, dass dieses Modell ungeeignet ist, um die weitergehenden Geschäftsziele zu erreichen. Diese Erkenntnis setzte einen strategischen Planungsprozess in Gang, dessen Ergebnis seit dem Marken-Launch 2024 nun schrittweise in die praktische Umsetzung geht.
Rolf Mauer: Der Wechsel von Engineer-to-Order hin zu Configure-to-Order ist tiefgreifend. Was waren die größten technischen Herausforderungen bei diesem Transformationsprozess?
Ralf Weber: Auf den Punkt gebracht, war die größte Herausforderung zu lernen, die hochgradige Komplexität zu beherrschen und anschließend dieses Wissen der gesamten Unternehmensorganisation sowie den zuarbeitenden Lieferanten bedarfsgerecht zu vermitteln. Zudem muss eine solche tiefgreifende Transformation üblicherweise parallel zum laufenden Tagesgeschäft in einem sehr beschränkten Zeitraum vollzogen werden.
Untrennbar verbunden mit der rein technischen Erneuerung war ebenfalls eine kulturelle Transformation bei osma. Stand Engineer-to-Order für unsere bisherige stolze Technik-Kultur „geht nicht, gibt es nicht“, so steht Configure-to-Order nun für ein Angebot, mit klaren technischen Grenzen. Denn eine Produkt-Konfiguration, an dessen Ende ein valider Preis steht und die unmittelbar auf Knopfdruck bestellt werden kann, bedeutet folgelogisch, dass die dahinterliegenden technischen Details vorab umfänglich definiert sind.

Rolf Mauer: Welche Rolle spielen modulare Systemarchitekturen bei der neuen Produktlinie osma 1?
Ralf Weber: Der osma 1 ist ein modularer Systembaukasten, abgestimmt auf die speziellen Bedürfnisse des Wohnbaus. Genau genommen ist er eine abgestimmte Kombination von Systembaukästen der zugehörigen Module. Hinter dem Begriff Systemarchitektur verbirgt sich das Regelwerk, welches das Zusammenspiel innerhalb der Modulbaukästen sowie zwischen diesen definiert. Hierzu gehören unter anderem die Einsatzgrenzen, Schnittstellen, Bauräume, und mehr.
Zusammengefasst bildet die modulare Systemarchitektur des osma 1 seine technische DNA, anhand der auch zukünftige Änderungen, Erweiterungen und Ergänzungen überschaubar und händelbar werden. Dies war nicht nur von Bedeutung für die Entwicklung des neuen Aufzugs, sondern ist ebenfalls die Grundlage für die technische Betreuung des osma 1 im langjährigen Aufzug-Betrieb – Stichwort: Modernisierung nach neusten Standards.
Darüber hinaus ist die modulare Systemarchitektur des osma 1 das zentrale Betriebssystem unseres Produktentwicklungsprozesses. Die organisatorischen Verantwortlichkeiten sind folgelogisch aufgeteilt und die Arbeitsweisen entsprechend angepasst, sodass durch weitgehende Parallelität der Aktivitäten die Entwicklungszeiten signifikant verkürzt werden.
Rolf Mauer: Seit 2022 fertigt osma keine Neuanlagen mehr im eigenen Haus. Wie sichern Sie dennoch technische Qualitätsstandards und Schnittstellenkompetenz?
Ralf Weber: osma betreibt seit dem Jahr 1993 ein prozessorientiertes Qualitätsmanagement-System, zertifiziert nach DIN ISO 9001. Über dieses System wurden die nötigen Anpassungen zur Sicherung der Qualitätsstandards gesteuert und wird der jeweils aktuelle Status überwacht.
Mit der Einführung eines neuen Prozesses für die Produktentwicklung findet nun die Ausbildung der Schnittstellen-Kompetenz bereits in dieser frühen Phase statt. Alle Unternehmensfunktionen sind in den Projektteams vertreten (Simultaneous Engineering). Die Projektarbeit ist bis zur Markteinführung in definierte Arbeitsabschnitte unterteilt und nach jedem Abschnitt kontrollieren die Leiter aller Geschäftsbereiche mit dem Projektteam, ob die für den Arbeitsabschnitt erforderliche Reife der Schnittstellenkompetenz tatsächlich erreicht wurde. Nur wenn dies der Fall ist, darf das Projekt mit dem folgenden Abschnitt beginnen, bzw. später der Vertrieb und die Auslieferung starten.

Rolf Mauer: Wie nutzen Sie Simulation und digitale Zwillinge in der Produktentwicklung?
Ralf Weber: Die Nutzung von Simulation und digitalen Zwillinge ist für uns eine essenzielle Voraussetzung, um die Komplexität bei der Entwicklung von neuen Lösungen bzw. von Modulbaukästen in annehmbarer Zeit beherrschen zu können. Das fängt bereits bei den 3D-Modellen unserer Aufzüge an. Wohnraum ist teuer. Dementsprechend sind die Dimensionen der Aufzugschächte sehr knapp bemessen. Wie leicht könnte ohne digitalen Zwilling bei der Vielzahl der Variationen eine Kollision von Komponenten im Schacht übersehen werden, wenn beispielweise anwendungsspezifisch die Verwendung des nächstgrößeren Moduls erforderlich ist.
Generell führen wir auf der mechanischen Seite Belastungs- und Verformungssimulationen der lastragenden Elemente an digitalen Zwillingen durch. Auch auf der Steuerungs- und Softwareseite setzen wir digitale Zwillinge beziehungsweise Simulationen z. B. zur Störungs- und Fehleranalyse ein. Jeder online angebundene Aufzug wird über seinen digitalen Zwilling in unserer IoT-Lösung abgebildet. Darüber hinaus entwickeln wir auch digitale Zwillinge für die Zusammenarbeit mit unseren Kunden, beispielsweise in Form von BIM-Modellen oder Konfiguratoren.
Trotz dieser modernen Werkzeuge betreiben wir weiterhin eine Reihe von klassischen Versuchsständen und Testaufzügen. Zum einen hilft dies unseren Entwicklern den Aufzug im wahrsten Sinne zu begreifen und das erforderliche Aufzugwissen anderen Abteilungen anschaulich und praxisnah zu vermitteln. Andererseits basieren Simulationen immer auf vereinfachten Systemmodellen, die meist eine Überprüfung bzw. eine Kalibrierung mittels eines realen Systems erfordern.

Rolf Mauer: Welche Entwicklungen beobachten Sie derzeit in der Steuerungstechnik? Wohin geht die Reise bei Busarchitekturen und Systemintegration?
Ralf Weber: Die Entwicklung der Steuerungstechnik in der Aufzugbranche folgt mit Abstand der allgemeinen Elektronikentwicklung. Bisher mechanisch oder mechatronisch realisierte Lösungen werden im Aufzug zunehmend durch intelligente, zustandsüberwachende Lösungen ersetzt. Die eingesetzte Elektronik wird dabei baulich immer kleiner und leistungsfähiger.
CAN-Bus-Architekturen haben sich als Standard in der Aufzugbranche etabliert. Darüber hinaus gibt es eine Interessengemeinschaft, die an einem offenen Standard CAN-Open-Lift arbeitet.
Rolf Mauer: Gibt es strategische Kooperationen mit Hochschulen, Instituten oder Zulieferern, um technologische Innovationszyklen zu verkürzen?
Ralf Weber: Die Anforderungen an Aufzüge, insbesondere auch von normativer Seite aus, steigen stetig. Zeitgleich hat sich der Wettbewerb verschärft und Entwicklungszyklen sind deutlich kürzer geworden. Grund dafür sind der allgemeine technologische Fortschritt sowie die Globalisierung. Für fast jedes Bauteil, jede Technologie oder jeden Wissensbereich gibt es heute weltweit frei verfügbare Spezialisten am Markt. Ohne strategischen Kooperationen mit diesen Spezialisten ist es schwierig geworden, auf dem neusten Stand zu bleiben und am Markt dauerhaft zu bestehen.
Ohne solche Kooperationen hätten wir auch unsere Transformation von Engineering-to-Order hin zu Configure-to-Order in der erreichten Geschwindigkeit nicht geschafft.

Rolf Mauer: Der Trend zu predictive maintenance nimmt Fahrt auf. Welche Sensorik und Dateninfrastruktur setzen Sie heute ein – und wo sehen Sie noch Potenzial?
Ralf Weber: Seit wir in der Aufzugbranche tätig sind – seit über 100 Jahren – betreiben wir bei osma vorhersagende Wartung. Wir haben seit jeher die jeweils beste verfügbare Sensorik eingesetzt – nämlich gut ausgebildete, erfahrene Servicetechniker. In den meisten Fällen können diese frühzeitig erkennen, was repariert werden muss oder was in naher Zukunft vorsorglich ausgetauscht oder modernisiert werden sollte.
Die Frage zielt aber auf die Digitalisierung und Vernetzung von Aufzügen ab. Mit unserer Unternehmenstransformation geht auch ein neues Werteversprechen einher: „osma, als die Nr. 1 für Wohnbau-Aufzüge, verspricht immer die besten Lösungen speziell für den Wohnbau“. Dieses Werteversprechen ändert die Sichtweise auf die Fragestellung und startet zunächst spezifisch beim Nutzen für den Kunden mit der Frage „Warum?“. Erst mit der daraus gewonnenen Antwort geht es dann zielspezifisch in die Frage des technologischen „Wie?“ über.
Digitalisierung und Vernetzung kosten Geld – nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im laufenden Betrieb. In Zeiten, in denen der Ruf nach bezahlbarem Wohnraum unüberhörbar laut ist, kommt man sehr schnell in einen Konflikt bzw. in Erklärungsnot, wenn man die Frage nach dem Nutzen nicht vorab geklärt hat – am besten in der direkten Kooperation mit dem Kunden.
Dort wo es Sinn macht, vernetzen wir die Aufzüge aus unserem Wartungsportfolio mit unserer IoT-Infrastruktur. Unter Berücksichtigung der geopolitischen Lage haben wir uns als Unternehmen bewusst für die Lösung eines On-Premises Datawarehouse in Osnabrück entschieden. Das heißt die Daten sind und bleiben garantiert in Deutschland – geschützt nach neuesten Standards. Hierdurch können wir Datenschutz (DSGVO, Data Act) und Cybersicherheit (Cyber Resilience Act) gewährleisten. Durch eine moderne Kubernetes-Lösung erreichen wir hohe Skalierbarkeit und sind somit insgesamt für die Zukunft gut aufgestellt.
Potenzial sehen wir im Ökosystem für die gesamtheitliche Abwicklung, nicht nur in einzelnen Zutaten wie zusätzlicher Sensorik. Um unserem Werteversprechen gerecht zu werden, arbeiten wir z. B. an einem neuen ERP-System für die Abwicklung der Serviceaufträge oder an der Weiterentwicklung unseres IoT-Portals – hierzu gehört auch dessen Bedienungsfreundlichkeit. So erfüllt es uns mit Stolz, dass wir für unser digitales Ökosystem (Verbindung aus Website, IoT-Portal, Brand Portal und Intranet) beim iF Design Award 2025 mit Gold in der Kategorie UX ausgezeichnet wurden.

Rolf Mauer: Wie bewerten Sie den Einsatz von KI in der Aufzugtechnik – etwa in der Steuerungsoptimierung oder in der Fehlerdiagnose?
Ralf Weber: KI ist ein spannendes Feld mit Potenzial, mit dem wir uns beschäftigen. Allerdings ist es auch hier erforderlich, genau hinzuschauen, wo und wie man KI nutzbringend einsetzen möchte. Wir alle kennen Beispiele von KI generierten Bildern – sind manchmal sprachlos vor respektvollem Staunen, manchmal aber auch belustigt, aufgrund des kuriosen Ergebnisses. Wenn wir dies auf eine Aufzugsteuerung übertragen, wird schnell klar, dass wir die kuriosen Ergebnisse dort nicht haben möchten.
Daher besteht bei geplantem KI-Einsatz insbesondere bei sicherheitsrelevanten Themen die derzeitige Notwendigkeit, eine menschliche Fachinstanz dazwischen zu schalten, um ein KI-Ergebnis final zu bewerten. Andererseits kennen wir alle weit fortgeschrittene KI-Lösungen, hinter denen allerdings auch sehr hohe Aufwände stehen, wie z. B. in der Robotik oder im autonomen Fahren. Aus unserer Sicht ist es nur eine Frage der Zeit, wann für eine verlässliche KI der Aufwand in einem gesunden Verhältnis zum Nutzen steht und der weitreichende Einsatz in der Aufzugtechnik ein Standard wird.
Rolf Mauer: Im Kontext Smart Building – wie offen sind Ihre Systeme für übergeordnete Gebäudemanagement-Architekturen?
Ralf Weber: In unserem IoT-System nutzen wir das offene Nachrichtenprotokoll MQTT (Message Queuing Telemetry Transport).
Rolf Mauer: Welche konkreten Maßnahmen haben Sie getroffen, um osma-Produkte energieeffizienter zu gestalten?
Ralf Weber: Energieeffiziente Gestaltung unserer Produkte war für osma immer schon ein bedeutender Punkt. So hatten wir bei allen Aufzugtypen die Kabinenbeleuchtung auf LED-Technologie umgestellt und über die Steuerung wurden nach einer gewissen Stillstandzeit alle Energieverbraucher in der Kabine abgeschaltet bzw. in den Standby-Modus versetzt, um die Energieverbrauch zu minimieren.
Früh haben wir auch die Antriebe unserer Seilaufzüge auf eine hocheffiziente, getriebelose Technologie umgestellt. Mit der Einführung unserer BMPS-Steuerung haben wir Kupferverkabelung und den damit verbundenen Ressourcenverbrauch eingespart.
Bei der Entwicklung des osma 1 sind wir den Weg in Richtung Energieeffizienz konsequent weitergegangen. Durch die Umstellung unserer Fügetechnologie von Schweißkonstruktion der Stahlbauteile auf Blechbiegetechnik mit Schraub- und Nietverbindungen haben wir beispielsweise das Gewicht einer Standardkabine um rund 100 Kilogramm reduziert. Dadurch vermindert sich das Gegengewicht um den gleichen Betrag. Darüber hinaus verhalf uns der Technologiewechsel im Führungs- und Befestigungssystem des Aufzugs zu Gewichtseinsparungen zwischen 30 und 40 Prozent.
Stellen wir uns für den eingesparten Stahl den erforderlichen Energieaufwand für dessen Gewinnung, Transport und Verarbeitung vor – auf dem Weg von der Erzmine bis hin zum fertig montierten Aufzug – dann wird klar, welch großen Fortschritt wir in Sachen Energieeffizienz mit dem osma 1 gemacht haben.
Mit der Einführung des osma 1 haben wir uns darüber hinaus entschieden, die beliebten Aufzüge mit Hydraulik-Antrieb aus dem Programm zu nehmen. Dies senkt den Flottenverbrauch unserer Neuanlagen und vermeidet zeitgleich die mit dem Hydrauliköl verbundenen Umweltbelastungen.
Energieeffizienz ist tatsächlich nur ein Teilaspekt der größeren gesellschaftlichen Herausforderung „Nachhaltigkeit“ – der Verpflichtung, nachfolgenden Generationen eine gesunde Lebensgrundlage zu hinterlassen. In einer ressourcenschonenden, nachhaltigen Kreislaufwirtschaft sehen wir das Mittel dazu.
Als einen weiteren Schritt in diese Richtung haben wir das im Aufzugbau bislang einzigartige Verpackungssystem oTomorrow Box eingeführt.

Rolf Mauer: Welche Rolle spielt das Thema recyclinggerechtes Konstruieren bzw. Design for Disassembly bei Ihnen?
Ralf Weber: Bei Aufzügen ist das Thema Design for Disassembly bereits vom Prinzip her Standard. Ein Aufzug wird per Definition dafür konstruiert, einfach montiert werden zu können. Er wird in Teilen und Modulen an die Baustelle geliefert. Diese werden dort von den Aufzug-Monteuren mit einfachen Werkzeugen manuell im Gebäude zu einem Aufzug zusammengefügt. Und genau so einfach, wie Aufzüge montiert werden, lassen sich diese wieder demontieren.
Darüber hinaus haben Aufzüge eine durchschnittliche Lebensdauer von drei Jahrzehnten. Dementsprechend sind sie auch wartungs- und modernisierungsfreundlich ausgelegt – heißt, dass insbesondere auch die Verschleißteile oder Teile, die gerne einmal kaputt gehen, leicht austauschbar sind.
Rolf Mauer: Wie sehen Sie die Rolle des Mittelstands als Innovationstreiber in einer zunehmend konsolidierten Branche?
Ralf Weber: Aus unserer Sicht ist die Rolle „Innovationstreiber“ für den Mittelstand die Chance für eine prosperierende Zukunft.
Im Wettbewerb um die Gunst der Kunden bleibt ohne Innovationen meist nur der Kampf um den besten Preis. In einer konsolidierenden Branche ist es schwierig gegen Unternehmen mit größeren Skaleneffekten auf Basis des besten Preises dauerhaft zu bestehen.
Rolf Mauer: Abschließend gefragt: Was bleibt für Sie der wichtigste technische USP von osma – auch in einer zunehmend standardisierten Produktwelt?
Ralf Weber: Der wichtigste USP von osma bleibt das Versprechen, immer die beste Lösung speziell für den Wohnbau zu bieten. Hierbei geht es um weit mehr als um einzelne technische Zutaten.
Bildlich übertragen auf eine Pizzeria mit dem Standardprodukt „Margherita“: der USP unserer Margherita ist die Komposition eines geschmacklichen Wunderwerks, serviert in einem Ambiente, welches zum entspannten Verweilen und Genießen einlädt.