Wann ist ein Unternehmen zu klein für den Einsatz von Industrieroboter?
Einem weit verbreiteten Irrglauben zufolge nutzen die Vorteile von Industrierobotern lediglich einigen wenigen Branchenriesen im Fertigungssektor. Doch laut der Robotics Industries Association (RIA) stellen Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern und weniger als zehn Robotern ein wachsendes Segment im Robotikmarkt dar. In diesem Artikel erklärt Neil Ballinger, Leiter der EMEA-Region bei EU Automation, dem Zulieferer für Automatisierungsbauteile, was es bei der Implementierung von Robotiklösungen in kleinen und mittleren Betrieben zu beachten gilt.
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind das wirtschaftliche Rückgrat einiger der am stärksten industrialisierten Länder der Welt. In Deutschland erwirtschaften sie beispielsweise rund 37 Prozent aller Unternehmensumsätze.
Für Roboterhersteller, die ihr Angebot anpassen und ihr Portfolio um flexible, benutzerfreundliche und kosteneffiziente Lösungen erweitern, sind KUM ein überaus attraktiver Markt. Solche Lösungen können für kleinere Unternehmen eine echte Bereicherung darstellen, doch um sicherzugehen, dass sie auch wirklich das optimale Produkt für ihre Anforderungen und Bedürfnisse auswählen, müssen Hersteller sich im Vorfeld die richtigen Fragen stellen.
Wer braucht Industrieroboter?
Manchmal tappen Hersteller in die Falle, ohne eine auf ihre spezielle Situation zugeschnittene Strategie dem Druck zur Digitalisierung nachzugeben. Dabei ist eine Bewertung der tatsächlichen Erfordernisse in einer Produktionsanlage der zentrale Faktor, um die richtigen Werkzeuge auswählen zu können, in die investiert werden soll.
Fragen Sie sich, mit welchen Herausforderungen Ihr Unternehmen konfrontiert ist und ob es möglich ist, diese mithilfe von Industrierobotern zu überwinden. Gibt es Probleme bei der Besetzung von Arbeitsplätzen, bei denen es hauptsächlich um repetitive manuelle Aufgaben geht? Gibt es gefährliche Betriebsabläufe, die sich auf die Arbeitssicherheit auswirken? Möchten Sie Nacht- und Wochenendschichten einführen, ohne gleichzeitig die Lohnkosten zu steigern?
Für all diese Problemstellungen kann Robotik eine erfolgreiche Lösung bieten. Tatsächlich können Aufgaben, bei denen keine situationsabhängigen Überlegungen, Kreativität oder menschliche Geschicklichkeit erforderlich sind, mit hoher Wahrscheinlichkeit automatisiert werden.
Kosten für einen Industrieroboter
KMU zeichnen sich üblicherweise durch kleine Produktionsvolumina aus, doch dank der neuesten Innovationen im Bereich der kollaborativen Robotik ist ein enormes Produktionsvolumen nicht mehr Voraussetzung für die wirtschaftliche Rechtfertigung von Investitionen in Robotiklösungen.
Laut dem Robotik-Zulieferer RobotWorx belaufen sich die Kosten für einen Industrieroboter üblicherweise auf 50.000 GBP bis 80.000 GBP. Jedoch sind kleine und flexible Alternativen, die sich optimal für die Produktion von Kleinserien eignen, bereits um einen Bruchteil dieser Anschaffungskosten zu haben.
So hat beispielsweise das US-amerikanische Unternehmen Automata mit seinem Modell „Eva“ kürzlich einen in weniger als 30 Minuten programmierbaren Roboter zum Preis von nur 8.000 GBP auf den Markt gebracht. Eva eignet sich optimal, um eine ganze Reihe repetitiver Aufgaben zu automatisieren, zum Beispiel Kommissionieren, Maschinenbeschickung sowie Sortieren und Verteilen.
Eine weitere kostengünstige Option für Kommissionieraufgaben ist der von igus entwickelte Delta Robot. Die Kosten für einen Delta Robot liegen einschließlich Integrationskosten zwischen 10.000 GBP und 15.000 GBP. Der Amortisierungszeitraum für diesen Roboter liegt üblicherweise bei nur sechs Monaten.
Diese kleinen, flexiblen Roboterarme sind für die meisten Unternehmen leistbar und liefern beachtlichen Mehrwert, da sie menschliche Mitarbeiter von ermüdenden, repetitiven Aufgaben befreien und es ihnen erlauben, sich auf Tätigkeiten zu konzentrieren, bei denen Entscheidungen getroffen und Probleme gelöst werden müssen.
Welche technischen Kompetenzen sind für den Betrieb von Industrierobotern notwendig?
Eine typische Herausforderung für KMU ist die Annahme, dass für die Programmierung von Robotern und zur Behebung technischer Probleme ein Spezialist angestellt werden müsse. Tatsächlich bieten die meisten Roboterhersteller benutzerfreundliche Optionen an, für die zur Einrichtung und Programmierung kein spezielles technisches Hintergrundwissen nötig ist.
Auf YouTube finden sich zum Beispiel einige Unboxing-Videos, in denen Eva die Hauptrolle spielt, und in denen Benutzer erläutern, wie sie diesen Roboter in nur etwa 20 Minuten montiert und ihm die Ausführung einiger Aufgaben beigebracht haben. Andere Roboter, wie etwa der Delta, werden bereits vorab montiert geliefert und können mit nur wenigen einfachen Schritten sofort programmiert werden.
Darüber hinaus bieten alle Roboterhersteller und -integratoren ihren Kunden entsprechende Schulungen an. Universal Robots (UR) betreibt beispielsweise die Universal Robots Academy, eine kostenlose Plattform für alle Nutzer seiner Cobots, unabhängig von der Unternehmensgröße, auf der die wichtigsten Programmierkompetenzen vermittelt werden.
Der Austausch von Bauteilen zur Reparatur oder maßgeschneiderten Anpassung Ihres Roboters kann sich ebenfalls relativ einfach gestalten. Mit der Unterstützung eines zuverlässigen Zulieferers für Automatisierungsbauteile wie EU Automation können Hersteller benötigte Teile in nur 24 Stunden beschaffen.
Zu viele Unternehmen gehen einfach davon aus, dass Roboter für sie nicht geeignet sind, und lassen sich so die Vorteile der Automatisierung entgehen. Durch den Einsatz von Robotern können KMU ihren Betrieb zukunftsfähig machen und profitieren außerdem von einem bedeutenden Wettbewerbsvorteil.
www.euautomation.com