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Vogelzug über Nord- und Ostsee: Welche Auswirkungen haben Offshore-Windparks?

Die möglichen Auswirkungen von Offshore-Windparks auf Zugvögel stehen im Zentrum des neuen Forschungsprojektes „Trackbird“, das von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Forschungs- und Technologiezentrums Westküste (FTZ) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“ in Wilhelmshaven initiiert wurde. Das Projekt ist mit 1,7 Millionen Euro dotiert und wird vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) finanziert. Es startete am 1. Juli und hat eine Laufzeit von drei Jahren.

Durch den weiteren Ausbau der Offshore-Windenergie in deutschen Gewässern widmen sich die Forschenden vor allem dem Problem der sogenannten kumulativen Effekte. Diese können auftreten, wenn mehrere Belastungsfaktoren zusammenwirken und sich in ihren negativen Auswirkungen verstärken, was zu erheblichen Gefahren für die Tierwelt führen kann. Allerdings sind die Effekte nicht leicht zu untersuchen. „Wie viele Hindernisse in Form von Windparks verkraften die Zugvögel zweimal im Jahr auf ihrer strapaziösen Reise in den Süden und zurück? Ab wann ist das Maß voll und die Beeinträchtigung so stark, dass die Vögel sie nicht mehr ausgleichen können?“ fragt sich der Gesamtprojektleiter Professor Stefan Garthe vom FTZ Westküste. „Auch das Meer ist kein Lebensraum, wo unbegrenzt Platz vorhanden ist, auch wenn es uns Menschen als endlose Fläche erscheinen mag. Sowohl Nord- als auch Ostsee werden vom Menschen stark genutzt, sei es durch Schiffsverkehr, Fischerei, Freizeitsport, Sand- und Kiesabbau oder militärische Übungen. Zugvögel sind in energetischer Hinsicht bereits am Limit und jedes zusätzliche Hindernis, das sie vielleicht kilometerweit umfliegen müssen, kann schnell zum Tod führen“, ergänzt Garthe.

An welchen Stellen im Meer Windmühlen in welcher Anzahl gebaut werden dürfen, entscheiden die Genehmigungsbehörden der Länder bzw. des Bundes. Sie sind daher auf Empfehlungen aus der Wissenschaft angewiesen, um die Standorte zu finden, die für Zugvögel die geringste Störung bedeuten. Jüngste Fortschritte bei der Miniaturisierung von Datenloggern, Sensoren, die auf dem Rücken der Vögel angebracht werden, erlauben den Einsatz auch bei kleineren Vogelarten. So können die Forschenden die genauen Flugrouten analysieren. Davon erhoffen sie sich, die möglichen Effekte von Offshore-Windparks sowohl auf größere als auch auf kleinere Zugvogelarten aus der Sicht des Naturschutzes genauer einschätzen und bewerten zu können.