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Neubau der Rehaklinik Passauer Wolf in Bad Gögging

Der Neubau der Rehaklinik Passauer Wolf in Bad Gögging ist vom Geist der Healing Architecture inspiriert, die der Genesung von Patienten förderlich sein will. Natürliche Pflanzen sind ein wesentliches Gestaltungsmerkmal. Das Lichtdesign fokussiert sich auf deren gesundes Wachstum sowie auf eine heilsame Lichtwirkung auf die Patienten.

Natürliche Umgebungen resp. Nachbildungen von Elementen aus der Natur gehören zu den wesentlichen Gestaltungsmitteln der Healing Architecture. Vom Entrée bis in die Patientenzimmer folgte Innenarchitekt Georg Leeb daher dem Leitbild des Passauer Wolf, mittels Pflanzen, Materialien und Farben möglichst viel Natur ins Haus zu bringen. Olivenbäume, eine begrünte Wand, hohe Tageslichteinträge und innenarchitektonische Nachbildungen von Baumsilhouhetten entlang von Wänden sowie nach einem Entwurf des Innenarchitekten handgeschmiedete Galerie-Geländer, die wie feine Ranken anmuten, machen die öffentlichen Bereiche zu außergewöhnlichen Orten mit hoher Aufenthaltsqualität. Patienten und Besucher können den Eindruck gewinnen, durch einen Wald zu spazieren. Das gedämpfte Farbspektrum aus Naturtönen für Bodenbeläge, Wandverkleidungen und Mobiliar unterstützt diese Anmutung.

Das Licht für die natürlichen Pflanzen stand im Fokus. Deren intensive Beleuchtung sollte aber keine starken Kontraste zu dem ruhigen Gesamtbildes generieren. Für die gesamte Rezeption wählten die Planer daher eine kühlere Lichtfarbe und versahen die Raumwand neben dem natürlichen Grün mit hoher, aber noch angenehmer Leuchtdichte. Bildquelle: Michael Bamberger
Das Licht für die natürlichen Pflanzen stand im Fokus. Deren intensive Beleuchtung sollte aber keine starken Kontraste zu dem ruhigen Gesamtbildes generieren. Für die gesamte Rezeption wählten die Planer daher eine kühlere Lichtfarbe und versahen die Raumwand neben dem natürlichen Grün mit hoher, aber noch angenehmer Leuchtdichte. Bildquelle: Michael Bamberger

Die Beleuchtung wurde im engen Dialog zwischen Ingenieure Bamberger und Georg Leeb konzipiert und verstärkt die Idee seines Entwurfs. Im Fokus standen eine die Photosynthese der natürlichen Pflanzen unterstützende und sich gleichzeitig in das Gesamtbild integrierende Beleuchtung sowie eine für die Reha-Patienten heilsame Lichtwirkung.

Zur Unterstützung der Kaminatmosphäre wird der Aufenthaltsbereich mittels Downlights mit warmtonigem Licht (2.700 K) beleuchtet. Im Kontrast dazu werden die weißen Baumsilhouetten an der Wand abheben mit kühlerem Licht (3.000 K) akzentuiert. Zu große Helligkeitskontraste wurden zugunsten der seheingeschränkten Reha-Patienten vermieden. Bildquelle: Michael Bamberger
Zur Unterstützung der Kaminatmosphäre wird der Aufenthaltsbereich mittels Downlights mit warmtonigem Licht (2.700 K) beleuchtet. Im Kontrast dazu werden die weißen Baumsilhouetten an der Wand abheben mit kühlerem Licht (3.000 K) akzentuiert. Zu große Helligkeitskontraste wurden zugunsten der seheingeschränkten Reha-Patienten vermieden. Bildquelle: Michael Bamberger

Licht für die Pflanzen

Insbesondere die begrünte Wand im zweigeschossigen Empfangsbereich des Neubaus erforderte die ganze Aufmerksamkeit der Lichtplaner. Einerseits bedurfte es zur Unterstützung des Pflanzenwachstums eines speziellen Spektrums und hoher Lichtintensität. Andererseits galt es zu vermeiden, dass sich Wand und Leuchten von dem zurückhaltenden Gesamtbild des Klinik-Innenraums absetzen. So wählten die Planer für die gesamte Rezeption eine kühlere Lichtfarbe (4.000 K) und versahen die Raumwand neben dem begrünten Wandsegment mit hoher, aber noch angenehmer Leuchtdichte. Ein unerwünscht starker Kontrast konnte damit vermieden werden.

Die Beleuchtung der vier Olivenbäume im Herzstück des Neubaus wird mit Strahlern realisiert, die zurückhaltend an allen vier Seiten unterhalb der Glaskuppel montiert sind. Bildquelle: Berli Berlinski
Die Beleuchtung der vier Olivenbäume im Herzstück des Neubaus wird mit Strahlern realisiert, die zurückhaltend an allen vier Seiten unterhalb der Glaskuppel montiert sind. Bildquelle: Berli Berlinski

Sonnenuntergangsstimmung am Kamin

Von der Eingangszone gelangt man zu einem zentral im Aufenthaltsbereich stehenden Kamin, der seitlich von natürlichen Baumstamm-Segmenten eingerahmt wird. Zusätzlich zu den flauschig anmutenden Komfort-Sesseln dienen sie als Sitzgelegenheit. Zur Unterstützung der wohlig warmen Kaminatmosphäre wird der Raum mittels Downlights mit warmtonigem Licht (2.700 K) beleuchtet, das an ein Lagerfeuer im Sonnenuntergang denken lässt. Im Kontrast dazu werden die weißen Baumsilhouetten, die sich in der mit dunklem Holz verkleideten Wand abheben, mit kühlerem Licht (3.000 K) akzentuiert. Die Intensität des Akzentlichts wurde präzise austariert, damit die seheingeschränkten Patienten nicht von zu großen Helligkeitskontrasten irritiert werden und sich rundum wohlfühlen. Der Kontrast der Lichtfarben repräsentiert die Dynamik natürlichen Lichts in einem abendlichen Wald.

Im Wintergarten unregelmäßig von der Glaskuppel abgependelte „Vögel“ wechseln über den Tag und die Woche die Farbe ihres Lichts. Sie bringen ein fröhliches, spielerisches Element in den Raum. Bildquelle: Michael Bamberger
Im Wintergarten unregelmäßig von der Glaskuppel abgependelte „Vögel“ wechseln über den Tag und die Woche die Farbe ihres Lichts. Sie bringen ein fröhliches, spielerisches Element in den Raum. Bildquelle: Michael Bamberger

„Vögel“ mit Farbwechsel am Himmel

Herzstück des Neubaus ist der von Galerien umgebene viergeschossige Wintergarten, der von einem großen Oberlicht geschlossen wird. Zentral unterhalb dieser natürlichen Lichtquelle platzierte Georg Leeb einen Brunnen, dessen Wirkung auf die Patienten zugleich anregend und beruhigend sein soll. Denn speziell in den niederbayrischen Heilbädern kommt der Wirkung des Wassers, welches ein Grundelement zur Vorbeugung und Genesung von Krankheiten darstellt, eine tragende Rolle zu. In Anlehnung an die Tradition früherer Bäderarchitektur und als Kontrast zu dem dezenten einfarbigen Bodenbelag rahmte der Innenarchitekt den geradlinigen Brunnen mit einem großen quadratischen Mosaikfliesen-Teppich ein. Mit ihren unterschiedlichsten geometrischen und organischen Designs, die sich abwechslungsreich und doch harmonisch zusammenfügen, setzen die Fliesen ein Highlight.

Die Themenwände des Besucherraums werden von kleinen Stromschienen-Strahlern oder Wandleuchten akzentuiert. Die flächig geführte Grundbeleuchtung hingegen sorgt für ein gleichmäßiges, auch für Vortragssituationen geeignetes Raumlicht. Zugunsten flexibler Anpassungen der Intensitäten an den Wänden und im Raum sind alle Leuchten dimmbar. Bildquelle: Michael Bamberger
Die Themenwände des Besucherraums werden von kleinen Stromschienen-Strahlern oder Wandleuchten akzentuiert. Die flächig geführte Grundbeleuchtung hingegen sorgt für ein gleichmäßiges, auch für Vortragssituationen geeignetes Raumlicht. Zugunsten flexibler Anpassungen der Intensitäten an den Wänden und im Raum sind alle Leuchten dimmbar. Bildquelle: Michael Bamberger

Zusätzlich zu dem Element Wasser bringen vier Olivenbäume und eine Hecke die Natur ins Haus. Die Beleuchtung dieses natürlichen Grüns, die auch hier im Mittelpunkt der Lichtplanung stand, wird mit zurückhaltend an allen vier Seiten unterhalb der Glaskuppel montierten Strahlern (4.000 K) realisiert.

In den von hohen Tageslichteinträgen geprägten Patientenzimmern regt das Kunstlicht während des Tages über Reflexionen zusätzlich zu Wachheit und Aktivität an. Am Abend ist meist die Nachttischleuchte ausreichend, deren warmes Licht gegenüber der etwas kühleren Raumbeleuchtung die Ermüdungsphase unterstützt. Bildquelle: Michael Bamberger
In den von hohen Tageslichteinträgen geprägten Patientenzimmern regt das Kunstlicht während des Tages über Reflexionen zusätzlich zu Wachheit und Aktivität an. Am Abend ist meist die Nachttischleuchte ausreichend, deren warmes Licht gegenüber der etwas kühleren Raumbeleuchtung die Ermüdungsphase unterstützt. Bildquelle: Michael Bamberger

Unregelmäßig von der Glaskuppel abgependelte „Vögel“ ergänzen die Grundbeleuchtung des Raums am Tage, bzw. übernehmen diese in den Abendstunden. Bezüglich der Lichtfarbe sind diese Leuchten, die ein fröhliches, spielerisches Element in den Raum bringen, nach den Wünschen der Lichtplaner modifiziert worden. Das standardmäßige weiße Licht der Leuchten haben Ingenieure Bamberger durch farbiges Licht, für das sie einen täglich wechselnden Farbkanon in Pastelltönen entwickelt haben, ersetzt. Die Woche startet am Montag mit sechs energetischen Blautönen, die über den Tag variieren. An den kommenden zwei Tagen folgen Türkis- und Grüntöne, die zu Ende der Woche von neutralen Tönen abgelöst werden, bevor der therapiefreie Samstag und Sonntag von einer Palette warmer Rottöne begleitet wird.

Lichttechnische Flexibilität für den Besucherraum

Der Besucherraum, der mit Teppichboden, Vorhangstoffen und frei gruppiertem textilbezogenem Sitzmobiliar eingerichtet ist, lädt die Freunde und Familienangehörigen der Reha-Patienten zum gemeinsamen Verweilen in wohnlicher Atmosphäre ein. Einem englischen Wohnzimmer vergleichbar, bringen zahlreiche Bilder und Deko-Gegenstände an den Wänden eine gewisse Kleinteiligkeit in den ca. 300 qm großen Saal, um dessen Flächigkeit optisch zu reduzieren. Zur Verstärkung dieses Eindrucks werden die Themenwände von kleinen Stromschienen-Strahlern oder Wandleuchten akzentuiert. Die flächig geführte Grundbeleuchtung hingegen sorgt für ein gleichmäßiges Raumlicht, das auch für Vortragssituationen geeignet ist. Alle Leuchten in dem Saal sind dimmbar, so dass die Intensitäten an den Wänden und im Raum den unterschiedlichen Anforderungen angepasst werden können.

Für den Wechsel der farbigen Lichts im Wintergarten haben Ingenieure Bamberger einen Farbkanon in Pastelltönen entwickelt. Bildquelle: Michael Bamberger
Für den Wechsel der farbigen Lichts im Wintergarten haben Ingenieure Bamberger einen Farbkanon in Pastelltönen entwickelt. Bildquelle: Michael Bamberger

Aktivierendes und entspannendes Licht in den Patientenzimmern

In den Patientenzimmern, welche zum großen Teil nach Süden ausgerichtet sind, sind die Tageslichteinträge, auch nach den Vorgaben für Human Centric Lighting, über den gesamten Jahresverlauf ausreichend. Um die Patienten während des Tages zusätzlich zu Wachheit und Aktivität anzuregen, gestaltet das Kunstlicht ausschließlich über Reflexionen helle Decken- und Wandflächen. Dafür wurde die Lichtfarbe 3.000 K gewählt, da auch hier der Wohlfühlfaktor im Vordergrund steht. Es stehen verschiedene Schaltgruppen zur Verfügung, die der Patient einfach bedienen kann. Am Abend ist meist die Nachttischleuchte ausreichend, deren warmes Licht (2.700 K) gegenüber der kühleren Raumbeleuchtung die Ermüdungsphase unterstützt.

Bauherr: Reha-Zentren Passauer Wolf GmbH, 94094 Rotthalmünster
Architekt: Architekturbüro Hummel, 84307 Eggenfelden
Innenarchitekt: Georg Leeb, 94099 Ruhstorf
Lichtplaner: Ingenieure Bamberger, 85137 Pfünz bei Eichstätt