Franklin-Steg: Längste integrale Holzbrücke der Welt in Mannheim eingehoben
Zwischen dem Stadtteil Vogelstang und dem aufstrebenden Franklin‑Quartier in Mannheim entsteht eine Fußgänger‑ und Radfahrerbrücke, bei der sich Holzbauweise und Carbonbeton in einer bemerkenswerten Verbindung zusammenfinden. Ende August wurden die vorgefertigten Bauteile eingehoben, und voraussichtlich im November 2025 wird die neue Verkehrsverbindung freigegeben.

Ein spektakuläres Einheben
Das Einheben des sogenannten FRANKLIN‑Steg in einem Stück markierte im August einen echten Meilenstein: Der Holzüberbau misst laut Angaben 44,70 Meter — womit dieser Steg als längste sogenannte „integrale Holzbrücke“ weltweit gilt. In der Sprachregelung der Fachwelt nennt man „integral“ eine Brücke ohne Lager und Dehnfugen. Die Firma Schmees & Lühn erläuterte, dass sämtliche Komponenten in ihren Werkhallen im Emsland über rund sieben Monate vorgefertigt wurden; im August 2025 folgten zehn Schwertransporte nach Mannheim und die Montage innerhalb von drei Wochen.

Verbindung zwischen Stadtteilen und Mobilität neu gedacht
Die Brücke überspannt die vielbefahrene Bundesstraße 38 und schafft eine deutlich kürzere Verbindung zwischen Vogelstang und dem Franklin‑Quartier. Laut Projektleiter Farsad Tawakol von der wohn‑ und stadtentwicklungspolitischen Gesellschaft MWSP wird damit der Radweg von 3,5 km auf künftig 1,7 km reduziert – eine klare Nutzensteigerung für die Infrastruktur beider Stadtteile.

Neues Quartier, neue Wege
Das Franklin‑Quartier – einst genutzt von der US Army – durchläuft derzeit eine umfassende Revitalisierung. Dort sollen Gewerbeflächen mit rund 2 000 Arbeitsplätzen entstehen sowie Wohnraum für rund 10 500 Personen, eingebettet in Wald‑ und Grünanlagen sowie den sogenannten Columbus‑Park. Die Brücke leistet hier einen Beitrag zur Vernetzung und Mobilität in diesem neuen Quartier.
Nachhaltigkeit trifft Lebensdauer
Die Baukosten belaufen sich auf rund neun Millionen Euro – laut Angaben vollständig vom Bund getragen. Eine Fördervoraussetzung war eben die Nachhaltigkeit: umweltbewusste Mobilität sowie ein geringerer CO₂‑Fußabdruck im Vergleich zu konventioneller Brückenbauweise.

Im Detail heißt das: Die Hauptträger wurden aus etwa 140 m³ Fichten‑Brettschichtholz gefertigt, dazu kommen rund 60 m³ Brettschichtholz für die spiralförmige Rampenkonstruktion auf der Vogelstang‑Seite. Der Geh‑ und Radverkehr führt über Carbonbetonplatten mit einer Bewehrung aus Kohlenstofffasern – statt konventioneller Stahlmatten –, wodurch Zement-, Wasser‑ und Sandbedarf reduziert werden. Laut Angaben von Schmees & Lühn ist die Lebensdauer bei korrektem Holzschutz problemlos mit “100 Jahren oder mehr” zu beziffern – somit auf Augenhöhe mit Stahl‑ und Betonkonstruktionen.
Innovative Baustoffe – mit Haken
Innovative Baustoffe bringen Chancen – aber auch Hürden. Tawakol wies darauf hin, dass Zulassungen häufig Monate oder Jahre benötigen. Im vorliegenden Fall erteilte die Stadt Mannheim eine „baufachliche Zustimmung im Einzelfall“ innerhalb kurzer Zeit, was den ambitionierten Zeitplan sicherte. Innerhalb von etwa 3,5 Jahren – ab Leistungsphase II inklusive Planung und Fertigstellung – soll das Gesamtvorhaben realisiert werden.

Meilenstein vor Zeitplan
Ein wesentlicher Zwischenschritt war das Einheben des Brückenkörpers: Zwei Krane hievten das Bauwerk am letzten Augustwochenende 2025 in einem Stück ein – das reine Einhubgewicht ohne Carbonbetonplatten betrug etwa 104 Tonnen. Die Sperrung der B 38 begann Samstagabend um 22 Uhr und war – dank schneller Umsetzung – rund acht Stunden früher beendet als ursprünglich geplant.
Laut Schmees & Lühn zahlte sich die detaillierte Planungs‑ und Abstimmungsarbeit mit dem Bauherrn MWSP aus. Auch Tawakol lobte die Firmenleistung: Es gebe kein anderes Unternehmen, das Holz‑, Stahl‑ und Massivbau-Gewerke so aus einer Hand abdecke.
Ausblick
Bis November 2025 soll der Steg fertiggestellt sein und für den Rad‑ und Fußverkehr geöffnet werden. Der Autoverkehr unterhalb über die B 38 kann währenddessen weiter ungehindert fließen. Die neue Verbindung soll nicht nur die Wege verkürzen, sondern auch ein sichtbares Zeichen nachhaltiger Stadtentwicklung setzen – mit Holz, Hightech und Vision.

