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Appartementgebäude von Gert Wingårdh

1961 wurde ein Architekturwettbewerb für das Gerichtsgebäude in der 1842 gegründeten schwedischen Stadt Örnsköldsvik ausgelobt. Damals gewann eine Gruppe noch unbekannter Architekten namens Augustsson, Jansson, Sjöberg und Uusma. Das Ergebnis war ein kompromissloses Betongebäude, das im Jahr 1967 eingeweiht wurde und über viele Jahre seinen Zweck erfüllte.

1961 wurde ein Architekturwettbewerb für das Gerichtsgebäude in der 1842 gegründeten schwedischen Stadt Örnsköldsvik ausgelobt. Damals gewann eine Gruppe noch unbekannter Architekten namens Augustsson, Jansson, Sjöberg und Uusma. Das Ergebnis war ein kompromissloses Betongebäude, das im Jahr 1967 eingeweiht wurde und über viele Jahre seinen Zweck erfüllte.

Aber die Zeiten änderten sich und mit ihnen auch das Gerichtswesen. Letztlich wurde das Gebäude bzw. nur ein Teil der vielen Zimmer nur noch an ein paar Tagen im Jahr genutzt. Niklas Nyberg, Sohn eines Malers, lokaler Baumeister und in jeder Hinsicht eine schillernde Persönlichkeit, kaufte das alte Gerichtsgebäude in der Absicht, ein Appartementgebäude auf dem freigelegten und im Atrium sichtbaren Grundstein zu errichten. Dem beauftragten Architekten Gert Wingårdh fiel mir sofort auf, dass der Kontrast zwischen dem rohen Beton des Gerichtsgebäudes und einer bunten, vielleicht sogar glänzenden Ergänzung reizvoll sein könnte.

Er setzte mitten in den alten Gebäudehof, ohne Verbindung zum Bestand, einen Wohnturm mit dreizehn Geschoßen. Die Planer entwarfen einen im Prinzip quadratischen Grundriss, den sie dann wieder in Quadrate wie ein Hashtag (»#«) unterteilten. Vom Layout her sind fünf Wohnungen um einen zentralen Kern »gewickelt«, mit Balkonen in alle vier Richtungen. Es gibt zehn ähnliche, aber im Detail unterschiedliche Etagen, die von einem Penthouse für Niklas Nyberg gekrönt werden.

Das Farbkonzept der Fassade basiert auf der Kunst von Bengt Lindström (1925-2008), einem international anerkannten Maler mit Wurzeln in der Region. Die Fassade wurde mit glasierten Keramikfliesen der Marke Agrob Buchtal ausgeführt, die im Werk Buchtal im bayerischen Schwarzenfeld hergestellt wurden. Für das Projekt wurden acht Sonderfarben in zwei Sonderformaten 50 x 50 und 40 x 50 Zentimeter gefertigt und mit dem Befestigungssystem »KeraTwin K20«, ebenfalls von Agrob Buchtal, an der Fassade angebracht.

Die Keramikfliesen von Buchtal sind mit der sogenannten »HT«-Veredelung versehen, die werkseitig bei hoher Temperatur dauerhaft in die Glasur eingebrannt wird und besondere Eigenschaften hat. Keramikfliesen mit »HT« sind hydrophil (»wasserfreundlich«) und daher reinigungsfreundlich: Regenwasser perlt nicht ab, sondern bildet einen dünnen Film, der an Fassaden den Schmutz unterspült und einen »self-washing«-Effekt erzeugt. »HT« wirkt antibakteriell: Durch Photokatalyse entsteht aktivierter Sauerstoff, der Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze, Algen oder Moose zersetzt und deren Neubildung behindert. Dadurch kann dem Problem der Veralgung oder Vermoosung von Fassaden ohne Einsatz von Chemie nachhaltig entgegen gewirkt werden. Zudem baut »HT« Industrie- und Autoabgase ab, ähnlich einem Wald mit Laubbäumen.

Wingårdhs, www.wingardhs.se

AGROB BUCHTAL GmbH, www.agrob-buchtal.de

Bilder: Wingårdhs Arkitektkontor AB via Tord-Rikard Söderström

 Appartementgebäude mit Keramikfassade - Tingshuset in Örnsköldsvik von Gert Wingårdh

Appartementgebäude mit Keramikfassade - Tingshuset in Örnsköldsvik von Gert Wingårdh

Appartementgebäude mit Keramikfassade - Tingshuset in Örnsköldsvik von Gert Wingårdh