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Stahlbauhalle mit Spezialdämmung

Anfang des Jahres ließ ein Handelsunternehmen für Kartoffeln und Zwiebeln eine neue Werks- und Lagerhalle errichten, um die Kapazitäten zu erhöhen und die Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten. Das eigentlich ungünstige Hanggrundstück fand dabei in der stringenten Staffelung der Abteilung von der Anlieferung bis zum Warenausgang einen positiven Nutzen.

Nicht nur der Alte Fritz war ein Fan der Kartoffel: Rund 11,8 Millionen Tonnen der Knollenfrüchte wurden 2011 in Deutschland laut Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz geerntet, 16,7 Prozent mehr als im Jahr davor. Auch bei Kartoffel Stahl, einem der größten Handelsunternehmen für Kartoffeln und Zwiebeln in Süddeutschland steigt die Nachfrage stetig an. Anfang des Jahres ließ der Betrieb daher eine neue Werks- und Lagerhalle errichten, um die Kapazitäten zu erhöhen und die Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten. Das eigentlich ungünstige Hanggrundstück fand dabei in der stringenten Staffelung der Abteilung von der Anlieferung bis zum Warenausgang einen positiven Nutzen. Zudem sorgten die Stahlbauer von IBB Bönnigheim mit extra-dicken Sandwichelementen, lichtlosen Räumen und Verdunkelungselementen dafür, dass alle Bedürfnisse der anspruchsvollen Knollen erfüllt werden.

Rund 100 Tonnen Kartoffeln und Zwiebeln laufen täglich durch den Betrieb von Kartoffel Stahl in Neckarwestheim, darunter auch Spezialitäten wie Bamberger Hörnchen oder Moorsieglinde. Die Produkte stammen von ausgewählten regionalen Erzeugern, je nach Saison ergänzt durch nationale oder internationale Ware. Im Unternehmen werden die Kartoffeln zunächst gelagert, bevor sie gewaschen, nach Größe und Qualität sortiert und nach Kundenvorgaben verpackt werden. Firmeneigene LKW liefern die nahrhafte Fracht dann an Kunden wie Händler oder Gastronomen aus – Laut Jochen Stahl, Geschäftsführer des Unternehmens ist die Nachfrage groß, das Unternehmen arbeitet derzeit an der Kapazitätsgrenze. Zudem ergaben sich in den letzten Jahren durch Erweiterungen der Technik Platzprobleme, die zum Teil dazu führten, dass sich Warenwege kreuzten und die Effizienz litt.

Gewählt wurde ein weitläufiges Grundstück in Hanglage. Laut dem zuständigen Planer und Bauingenieur Manfred Dietz war die sehr schwierige Topographie mit einer Höhendifferenz von acht Metern zwischen Anlieferung und Abtransport das größte Problem beim Bau. Dazwischen galt es, den Warenfluss und die verschiedenen Lager so zu koordinieren, dass sich die Arbeitsprozesse nicht gegenseitig behindern. Die Tragfähigkeit des Untergrunds in dem Gebiet war bedingt durch verschiedene Bodenarten zum Teil sehr schlecht. Aus diesem Grund wurden zuerst Bodenverbesserungsmaßnahmen durchgeführt und die Streifen- beziehungsweise Stahlbetoneinzelfundamente für die Wände und tragenden Pfeiler der Halle bis zu zwei Meter tief gegründet. Insgesamt wurden dafür etwa 1.500 m³ Beton verwendet.

Eine weitere generelle Schwierigkeit, die bei Bauten in abschüssiger Lage auftritt, ist das anfallende Oberflächenwasser aus den Böschungsflächen und von den großen Dachflächen. Dieses Wasser wird über ein Trennsystem in ein eigens hierfür erstelltes Sickerbecken geleitet. Durch das Becken sowie durch offene Gräben wird der anfallende Niederschlag langsam wieder dem Untergrund zugeführt. Dadurch fallen fast keine Abwassergebühren für das Oberflächenwasser an.

Das Gebäude selbst umfasst drei Ebenen und wurde stufenweise bis zu sechs Meter tief in den Hang gebaut. Dieser erdberührende Teil wurde in Stahlbetonmassivbauweise ausgeführt, der freistehende Abschnitt darüber ist eine klassische Stahlbauhalle. Das Regalsystem, für das eigens eine 30 Zentimeter dicke Bodenplatte gelegt wurde, ist ein Teil der neuen Konzeption für einen Waren-schonenden Betrieb. Die Kartoffeln werden dabei zunächst in speziellen Kühllagern untergebracht und nach der Sortierung statt in Silos vollautomatisch in das Hochregallager eingeordnet. Die einzelnen Verpackungslinien können dadurch punktgenau jede Kiste ansteuern und die Produktionsbereiche werden unabhängiger voneinander. Auch wird die Gefahr von Druckstellen durch zu große Aufschichtungen verringert.

Um die idealen Bedingungen für eine lange Haltbarkeit der Knollen bei gleich bleibender Qualität zu schaffen, wurden die Stahlbauer mit einigen ungewöhnlichen Anforderungen konfrontiert: Kartoffeln treiben bei Wärme und Licht schnell aus und bilden unter anderem giftiges Solanin, das sie ungenießbar macht. Gezielter Lichteinsatz war daher äußerst wichtig. Die Lager mussten daher möglichst gut gedämmt werden, um Wärme abzuhalten, zudem sollte möglichst kein Licht in die Räume fallen. In den großen Lagerbereichen wurde aus diesem Grund auf Oberlichter oder Lichtkuppeln verzichtet. Im Hochregallager allerdings waren Lichtkuppeln aus Brandschutzgründen vorgeschrieben. Dort verwendete man Dunkelklappen, in die zusätzlich Sandwichelemente eingebaut wurden.

Auch die rund 6.500 Quadratmeter große Dachfläche sowie die etwa 3.700 Quadratmeter der Hallenwände wurden mit einer speziellen Dämmung versehen: Statt der üblichen Kassettenwände mit Trapezblechverkleidung verwendete IBB wärmegedämmte Sandwichelemente mit einer Dicke von circa 140 Millimeter einschließlich PU-Schicht. Diese hohe Dämmstärke an Wänden und im Dachbereich sowie die durchgängigen Sandwichteilen ohne Stöße im Dachbereich gehörten zu den Forderungen des Bauherrn und dienen dem sommerlichen Wärmeschutz, damit die Kühlungskosten im wirtschaftlichen Rahmen bleiben. Je nach Raum dürfen die Temperaturen in der Halle nur zwischen 6 bis 14°C liegen, um Schäden an den Kartoffeln zu verhindern. Daher müssen die Lager ständig gekühlt werden – ein Umstand, der im Neubau sogar von Vorteil ist. Die Abwärme aus den Kühlungen sowie aus der Druckluft wird über Wärmerückgewinnungsanlagen genutzt und beheizt allein das gesamte Bürogebäude. Dieser Massivbaukomplex ist direkt an die verschiedenen Ebenen der Produktionshalle angebunden und enthält unter anderem die Sozialräume für die Mitarbeiter.

Inzwischen ist die neue Anlage bezugsfertig, demnächst soll dort die Arbeit aufgenommen werden. Die Abläufe werden im Neubau so aufgebaut sein, dass die zusammengehörigen Abteilungen im Warenfluss direkt aufeinander folgen und dabei am Hang entlang absteigen, von der Warenannahme oben auf der kleinen Anhöhe über Lager, Verarbeitung und Verpackung bis hin zur Kommissionierung und Verladung im unteren Bereich.

Kartoffel Stahl, www.kartoffel-stahl.de
Industriebau Bönnigheim GmbH + Co. KG (IBB), www.ibb-boennigheim.de

Direkt an die Produktionshalle ist ein mehrstöckiger Bürobau angeschlossen. Dieser wird über die Abwärme aus der Hallenkühlung und der Druckluft beheizt. Quelle: Kartoffel Stahl
Um der großen Nachfrage Herr zu werden, ließ der Großhändler Kartoffel Stahl jetzt ein neues Produktionsgebäude mit angeschlossenem Bürobau errichten. Die Halle wurde stufenweise bis zu sechs Meter tief in einen Hang gebaut. Quelle: Kartoffel Stahl , IBB Bönnigheim
Im unteren Teil des Baus liegt der Verladebereich. Vom Wareneingang bis hier hinunter sind die Abteilungen so aufgebaut, dass sich die Verarbeitungsschritte logisch aneinander anschließen. Quelle: IBB Bönnigheim
Da der Untergrund auf dem Baugelände eine geringe Tragfähigkeit aufweist, mussten zunächst Bodenverbesserungsmaßnahmen durchgeführt werden. Außerdem wurden die Fundamente für tragende Stützen und Wände bis zu zwei Meter tief gegründet. Quelle: IBB Bönnigheim Da Kartoffeln bei Wärme und Lichteinfall schnell keimen und dabei giftige Stoffe bilden, mussten weite Bereiche der Halle möglichst dunkel gestaltet werden. Quelle: IBB Bönnigheim